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Pferd auf Barhuf umstellen: So gelingt der Umstieg

Pferd auf Barhuf umstellen: So gelingt der Umstieg

Im ersten Teil unserer Serie haben Sie erfahren, welche Voraussetzungen Barhuf-Pferde mitbringen sollten und welche Vor- und Nachteile eine Umstellung mit sich bringt. Jetzt geht es an die praktische Umsetzung: Wie gehen Sie bei der Umstellung am besten vor? In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie den optimalen Zeitpunkt wählen, die Hufe richtig vorbereiten und Ihr Pferd sicher durch die ersten kritischen Wochen begleiten.

Eine günstige Ausgangssituation wählen

Der beste Zeitpunkt für eine Umstellung von Beschlag auf Barhuf ist immer die Zeit, zu welchem das Pferd so wenig wie möglich gezwungen ist, auf harten und/oder steinigen Böden zu laufen. Muss das Pferd sich auf ungeeigneten Böden bewegen, kann die Hufabnutzung sehr schnell höher sein, als das Wachstum ausgleichen kann. 

Geeignete Zeitpunkte sind beispielsweise der Beginn einer Zeit auf der Weide oder die Wintermonate, da hier die Böden meist deutlich weicher sind. Auch eine gezwungene Boxenruhe bei einer Verletzungspause kann man wählen. Zudem ist auch der momentane Zustand der Hufe mit ausschlaggebend.  Die untenstehenden zwei Bilder zeigen sehr gute Voraussetzungen für eine Umstellung, hier sind die Hufwände intakt und bei Abnahme der Eisen auch belastbar.

Foto 1: Beschlagener Huf mit geraden Wänden

Foto 2: Gute Hufe seitlich

Sehr ungünstig dagegen sind verbogene Hufwände:

Foto 3: Extrem nach außen verbogene Hufwände. Die Wände rutschen über das Eisen

Gerade Hufwände: Entscheidend für eine erfolgreiche Barhuf-Umstellung

Durch nach außen gebogene Hornwände fehlt der Zusammenhang von Wand und Sohle am Tragrand. Die Wände können leicht wegbrechen, die Weiße Linie ist stark verbreitert und bildet eine Eintrittspforte für hornzersetzende Keime (White Line Disease), Risse und Hornspalten können leicht entstehen. Das gilt für beschlagene genauso wie für unbeschlagene Pferde.

Foto 4: Barhufig brechen solche Hufwände sehr schnell aus, hier sollten erstmal die Hufwände noch mit Beschlag weitgehend gerade gestreckt werden. Damit erspart man sich und vor allem dem Pferd viel Ärger.

Die weiße Linie wächst hier nicht breiter, die Hornzellen werden nur in die Breite gezogen, verletzlicher, weicher und empfänglich für White Line Disease und natürlich für eingetretene Steinchen.

Ob beschlagen oder barhufig: Ihr Hufbearbeiter sollte hier die Hornwände vom Kronrand bis zum Tragrand über mehrere Bearbeitungs-Perioden in eine gerade Form bringen, also “Strecken”. Hält man diese Hufbearbeitung über längere Zeit bei, wächst der nach außen gebogene Wandabschnitt nach unten heraus.

Foto 5: Das sind die Hufe von Foto 3 in der zweiten Beschlagsperiode

Hornwandschäden vor der Umstellung

Wenn mehrere Generationen Nagellöcher und White Line Disease das Horn so stark angegriffen haben, dass kaum mehr intaktes Wandhorn vorhanden ist, kann auch kein Schmied mehr sinnvoll ein Eisen aufnageln. Dann ist zwangsläufig eine längere Barhufphase angesagt. Da bleibt dann einfach nichts anderes mehr übrig.

Foto 6: Zernagelte, lose Wände. Auch hier hält kein Eisen mehr. Solche Hufe benötigen natürlich auch barhufig in der Anfangszeit eine intensivere und aufwändigere Pflege als ein gesunder Huf.
Foto 7: Obige Hufe am Tag der Eisenabnahme. Alles lose Wandhorn wird entfernt, an der Sohle wird aber möglichst nur minimal gekürzt. Jetzt müssen Besitzer und der Keralit Huf-Festiger heran.

Dem Pferd die Umstellung erleichtern

Bereits 3 bis 4 Wochen vor der Umstellung empfehlen wir die Hufe 2 bis 3 Mal wöchentlich mit dem Keralit Huf-Festiger zu behandeln. Dies festigt Wand und Sohle deutlich, es gibt weniger Ausbrüche und die Pferde laufen nach Eisenabnahme sicherer und weniger fühlig.

Unterstützung durch Hufpfleger und Schmied

Die Betreuung durch einen erfahrenen Hufpfleger oder Hufschmied ist während der ersten Umstellungsphase besonders wichtig. Bei der Eisenabnahme wird nur wenig Horn an Wand und Sohle entfernt, um dem Pferd möglichst viel Material zur ersten “Abnutzung” zu lassen. In den ersten Wochen geht es dem Hufbearbeiter dann primär nicht um Form- oder Stellungskorrekturen, sondern, soweit möglich, um die Vermeidung von Fühligkeit und Wandausbrüchen.

Fotos 8: Kanten am Tragrand brechen (abrunden)

Durch professionelle Hilfe können die Hufe bei der Eisenabnahme bestmöglich sparsam ausgeschnitten und so auf den Übergang vorbereitet werden. Außerdem kann der Profi dem Pferdebesitzer zeigen, an welchen Stellen zwischen den Terminen nachkorrigiert werden sollte und wie das Brechen der Kanten am Tragrand durchgeführt werden sollte. Damit vermeidet man einen großen Teil der Wandausbrüche.

Alle Viere auf einmal umstellen?

Wie bereits beschrieben gilt: Je besser der Ausgangszustand mit Beschlag, desto einfacher kommen die Hufe mit der Umstellung zum Barhufer zurecht. Bei einer geplanten Umstellung aller vier Hufe ist es ratsam, die Umstellung erst hinten und einige Wochen später vorne durchzuführen. Hinten ist die Umstellung meist etwas einfacher, da das Körpergewicht des Pferdes nur zu ca. 40 % auf den Hinterbeinen lastet und hier dementsprechend weniger Abnutzung stattfindet. Auf der Vorhand lasten 60 % des Pferdegewichts und zusätzlich ein größerer Teil des Reitergewichts. 

Hufschuhe als Zwischenlösung

Auch Hufschuhe sind ein sinnvoller Hufschutz, um dem Pferd zeit- und streckenweise durch die Umstellungsphase zu helfen. Aber Achtung, viele Hufschuhe sind durch ihre Befestigungsart, meist mit Bändern, Klemmen oder Schnallen, nur für einige Stunden zum Verbleib an den Hufen geeignet. 

Über längere Zeit können unangenehme Druck- und Scheuerstellen an Ballen oder Kronrand entstehen, sie sind also keine Dauerlösung für Koppel, Paddock oder Stall. Weiterhin sollten Hufschuhe unbedingt von einem Fachmann oder -frau angepasst werden. Auch eine Kombination von Huf-Festiger und Hufschuhen hat sich sehr gut bewährt und wird oft als Dauerlösung genutzt.

Foto 9: Korrekt angepasster Hufschuh (Foto: Hufschuh-Service Jung GmbH)

Die ersten Wochen nach Eisenabnahme

Direkt nachdem die Eisen abgenommen wurden, empfehlen wir eine tägliche Anwendung des Keralit Huf-Festigers an Wand, weißer Linie und Hufsohle. Die ersten 2 bis 3 Wochen nach der Eisenabnahme ist die anspruchsvollste Phase für die Hufe. Hier kann man mit einer täglichen Anwendung des Huf-Festigers bestmöglich unterstützen. 

Fotos 10 und 11: Empfindliche Hufbereiche mit dem Huf-Festiger stabilisieren

Außerdem müssen die Hufe, insbesondere die weiße Linie täglich auf eingetretene Steinchen kontrolliert und bei Ausbrüchen die scharfen Kanten etwas abgerundet werden. In dieser Phase sollte man zunächst vorsichtig mit der Bewegung auf weichem Boden beginnen. Ist das Pferd nicht fühlig, kann es in dieser Phase auch bereits geritten werden. Die Frage "Umstellung Barhuf: Wie lange nicht reiten?" lässt sich nicht pauschal beantworten – entscheidend ist, wie sich das Pferd fühlt und läuft.

Grundsätzliche Fragen, die man sich ab dem Tag der Eisenabnahme und dann auch über die gesamte Umstellung hinweg regelmäßig stellen sollte, sind: 

  • Wie fühlt sich mein Pferd?

  • Wie verhält es sich im Auslauf / unter dem Sattel?

  • Ist es an den Hufen druckempfindlich?

  • Sind die Hufe wärmer oder kalt?

  • Werden die Hufe zunehmend kürzer?

  • Wie läuft mein Pferd auf unterschiedlichen Böden?

Zeigen die Antworten auf diese Fragen erste Probleme auf, kann mit diesen Maßnahmen gegengesteuert werden:

  • Hufschuhe / Hufschutz beim Reiten verwenden

  • nicht auf steinigen Böden reiten

  • Sand und Knochensteine im Auslauf - Paddock meiden

  • weiterhin Huf-Festiger an Sohle, Tragrand und weißer Linie verwenden

  • am Kronrand die Lorbeersalbe zur Wachstumsbeschleunigung anwenden

Ist die kritischste Phase der ersten 14 Tage überwunden, empfehlen wir zur weiteren Unterstützung den Keralit Huf-Festiger 2 bis 3 Mal pro Woche anzuwenden. Zeigt das Pferd keine Fühligkeit, kann die Bewegung und die Beanspruchung durch verschiedene Bodenverhältnisse weiter gesteigert werden. 

Wichtig ist, sich die oben genannten Fragen auch nach der Umstellung immer wieder zu stellen, denn auch Hufe, die bereits weitgehend umgestellt sind, können sich bei der Steigerung der Beanspruchung noch stark abnutzen. Auch lange Trockenheit kann durch harte Böden zu sprödem Horn und zu vermehrtem Abrieb führen. 

Sollten eingetretene Steinchen in der weißen Linie entfernt werden?

 Fotos 12 und 13: eingetretene Steinchen sollten entfernt werden

Unter den Barhufpferde-Besitzern und auch den “Experten”gibt es immer wieder die Diskussion, ob man eingetretene Steinchen in der Weißen Linie belassen oder entfernen sollte. Ein gesundes Barhufpferd mit geraden Wänden (parallel zum Hufbein) und einer schmalen festen Weißen Linie wird sehr wenig eingetretene Steinchen haben. 

Im Gegensatz dazu sind die Hufe auf den Bildern 4, sowie 9 + 10, das sind Hufe mit einer nach außen verbogenen Hornwand und dadurch einer auseinander gezerrten, breiten Weißen Linie. Die Weiße Linie wächst hier nicht breiter, die Hornzellen werden nur durch die Verbiegung in die Breite gezogen, verletzlicher, weicher und empfänglich für WLD und natürlich für eingetretene Steinchen. Ganz wichtig ist die Kontrolle von Weißer Linie und Eckstreben. 

Hier sollte man wirklich täglich auf eingetretene Steinchen kontrollieren und diese ggf. entfernen, um Hufabszesse zu verhindern. Kommen 2 Steinchen aufeinander, ist sehr häufig schon die durchblutete Lederhaut erreicht, Bakterien können eindringen, ein Hufabszess kann die Folge sein.

Wenn das Pferd fühlig wird: Die richtige Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten hängen von der Ursache ab. Wichtig ist in erster Linie, dass das Pferd nur noch auf weichem Boden oder mit Hufschuhen schonend bewegt wird. Steinige Ausläufe und Paddocks oder auch Koppeln sollten gemieden werden. Auch ein Paddockboden mit Stein (Pflaster, Knochensteine) oder mit Sand kann durch die ständigen Drehungen zu starkem Abrieb führen.

Wenn die Fühligkeit überwunden ist, können die Maßnahmen zurückgefahren werden. Unterstützen kann man außerdem mit der Keralit Lorbeer-Salbe, um das Wachstum anzuregen und wie oben bereits mehrfach erwähnt mit dem Keralit Huf-Festiger.

Wenn ein Pferd nach der Umstellung auf Barhuf lahmt, sich nicht mehr freiwllig bewegt oder extrem fühlig wird, ist möglichst bald ein neuer Hufschutz anzubringen. Grundsätzlich ist es also ganz wichtig, selbst immer ein Gespür zu besitzen, ob sich das eigene Pferd noch wohlfühlt. 

Umstellung auf Barhuf - Huflederhautreizung & Huflederhautentzündung

Eine überlastungsbedingte Huflederhautentzündung entsteht immer durch eine mechanische Reizung an der Sohlenlederhaut. Im Falle der Umstellung auf Barhuf kommt dies durch die mechanische Belastung durch Steine oder harte Böden bei noch fehlender starker Sohle und auch der Hornwand. 

Auch später noch, längere Zeit nach der Umstellung, kann es beim Barhufer zu einer Huflederhautreizung kommen. Nicht nur das Horn der Hufwand, sondern auch das Sohlenhorn benötigt längere Zeit, um sich an die neue Belastung zu gewöhnen und auch dicker zu wachsen. Wandhorn benötigt bis zu einem Jahr, das Sohlenhorn ist nach ca. 10 Wochen einmal herausgewachsen.

Wie oft müssen Barhufer zum Ausschneiden?

Wie oft ein Pferd ohne Hufeisen zum Ausschneiden muss, hängt stark von individuellen Faktoren ab. Dies können beispielsweise das Wachstum, die Abnutzung und die Stellung sein. Bei Pferden, die eine gute Stellung haben und die Abnutzung im Gleichgewicht mit dem Wachstum steht, ist das Ausschneiden deutlich seltener erforderlich. Die Länge der Intervalle ist anfangs von einem erfahrenen Hufbearbeiter einzuschätzen. Nach der Umstellung sind das in der Regel alle 6 bis 8 Wochen. Oftmals genügen dann einige Feilenstriche an der richtigen Stelle, um den Huf wieder in Form zu bringen. 

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