Grundsätzlich gibt es bei beschlagenen und barhufigen Pferden die gleichen Hufkrankheiten. Durch das aufgenagelte Hufeisen sind Ursachen, Symptome sowie Diagnostik und Behandlung aber unterschiedlich.
Was ist ein Hufabszess beim Pferd?
Ein Hufabszess ist eine durch Keime (Bakterien und Pilze) entstandene Infektion im Huf mit starker Entzündung. Sehr viele Hufabszesse steigen von der weißen Linie, oft auch im Eckstrebenbereich, nach oben in die Lederhaut. Von außen ist dies oft nicht sichtbar. So befinden diese sich dann in den innervierten und stark durchbluteten Hufbereichen. Auch eine Verletzung der Hufsohle, z. B. durch einen Nageltritt oder eine Vernagelung beim Schmied kann einen Hufabszess zur Folge haben.
Abb. 1: Geöffneter Hufabszess im Eckstrebenbereich
Hufabszess Symptome
Innerhalb kürzester Zeit führen Hufabszesse zu starker Lahmheit. Denn die Krankheits- und Fäulnisprozesse erzeugen nicht nur eine Entzündung, sondern häufig auch einen Überdruck im Wundbereich, der durch die geschlossene Hornkapsel nicht nach außen abfließen kann. Viele Pferde zeigen eine starke Lahmheit oder belasten das betroffene Bein gar nicht mehr.
Wird ein Hufabszess nicht gefunden oder die Behandlung erst spät begonnen, kann der Abszess auch seinen Weg bis nach oben zum Kronrand finden und dort am Saumband aufbrechen. Die Behandlung wird dann deutlich aufwändiger und dauert länger. In diesem Fall müssen oft größere Wundbereiche freigelegt werden, also Teile der Hufwand entfernt werden, um eine Spülmöglichkeit (Drainage) durch den Wundkanal zu ermöglichen.
Diagnose und Ursachen eines Hufabszesses
Die Diagnose erfolgt durch den Tierarzt oder Hufschmied, zunächst durch Abdrücken von Wand und Sohle mittels einer Hufabdrückzange. Ein Beschlag sollte dazu abgenommen werden. Durch das Abdrücken kann der erkrankte Hufbereich meist schnell lokalisiert werden.
Ursache sind beim beschlagenen Pferd oft aufsteigende Zersetzungsprozesse in der Weißen Linie im Bereich der Nägel. Beim Barhufer sind es dagegen meist eingetretene kleine, spitze Steinchen in der Weißen Linie, häufig auch mehrere Steinchen übereinander. Auch eine Strahlfäule oder Verletzungen im Strahlbereich können für eine Abszessbildung verantwortlich sein. Hufabszesse können beim Pferd starke Schmerzen hervorrufen.
Abb. 2: Hufabszess in der mittleren Strahlfurche durch Strahlfäule
Behandlung des Hufabszesses beim Pferd
Der Hufbereich wird auf eingedrungene Fremdkörper oder aufsteigende Fäulniskanäle untersucht. Zu sehen sind meist nur kleine schwarze Punkte oder Kanäle in der Weißen Linie.
Anschließend wird mit einem feinen Hufmesser oder einem kleinen Fräser dieser Bereich nach oben eröffnet. Vergrößert sich der Kanal, kommt einem häufig durch den Überdruck bereits ein Entzündungssekret entgegen. Man bemerkt sofort ein „Aufatmen“ des Pferdes, da der größte Schmerz durch den Überdruck im Abszessbereich weg ist.
Die weitere Behandlung erfolgt dann durch ein weiteres Eröffnen bzw. Freilegen des Wundbereiches. Horn sollte so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig entfernt werden. Danach sollte eine tägliche Spülung des geschädigten Hufbereichs mittels geeigneten Desinfektionslösungen vorgenommen werden.
Beim beschlagenen Pferd kann anschließend recht schnell das Eisen wieder aufgenagelt werden. Die Wundhöhle kann täglich neu mit einem, in Desinfektionslösung getränkten, Tupfer ausgefüllt und mit Klebeband fixiert werden. Wenn das Pferd lahmfrei ist, kann man wieder mit der Bewegung beginnen.

Besonderheiten bei barhufigen Pferden
Der Barhufer sollte in diesem Stadium noch mit einem sauberen,trockenen Verband oder einem Hufschuh geschützt werden. Keinesfalls sollte der kranke Huf ungeschützt bleiben. Je nach Größe des Defekts kann diese Heilungsphase von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern.
Heilungschancen von Hufabszessen beim Pferd
Schnell erkannte, gut behandelte Hufabszesse sind im Normalfall innerhalb von ein bis zwei Wochen weitgehend abgeheilt. Beim Barhufer sollte man aber über einen Hufschutz des betroffenen Hufes nachdenken, bis die Hornwand bzw. die Sohle geschlossen nachgewachsen ist. Je nach Schweregrad wird der Tierarzt am Anfang Entzündungshemmer, Schmerzmittel oder sogar eine Antibiose anordnen.