Grundsätzliches zu ausbrechenden Hufen
Hufwand ausgebrochen - und nun? Ausgebrochene Hufwände sind ein ernsthaftes Problem für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Pferden. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieses häufigen Hufproblems. Wir geben Ihnen wertvolle Tipps.
Was sind ausgebrochene Hufe?
Ausgebrochene Hufe haben Risse oder Absplitterungen im Wandhorn des Hufes, bei beschlagenen Pferden vorwiegend im Bereich der Nagelung. Diese Schäden können oberflächlich sein oder tief ins Hufhorn eindringen und sowohl beschlagene als auch barhufige Pferde betreffen. Ausgebrochene Hufwände beeinträchtigen die Funktion und Stabilität des Hufes und können im fortgeschrittenen Stadium auch zu Schmerzen und Lahmheit führen.
Ausbrechende Hufwände, egal ob beschlagen, oder barhufig haben immer eine oder mehrere Ursachen. Im Folgenden werden wir Euch erklären, wie diese Hornschäden zu Stande kommen, wie man sie vermeiden oder wenn es schon zu spät ist, effektiv behandeln kann.
Warum brechen Hufe aus?
Ursprünglich ist das Pferd ein Steppentier und daher von der Evolution eher für sandiges, trockenes Geläuf gedacht.
In unseren Breitengraden kommen die Hufe der Pferde oft über längere Zeit mit sehr viel Wasser (nasse Ausläufe, Koppeln, häufiges Abwaschen) und bei Stallhaltung, auch wenn noch so sauber, mit einem schädigenden Urin-Kot- Ammoniak-Gemisch in Kontakt.
Diese ständige Feuchte führt auf Dauer zu Fäulnisprozessen des Horns. Besonders häufig bei beschlagenen Pferden, da die Nässe oft sehr lange unter dem Eisen bleibt. Aber auch bei Barhufern kann sich eine vertiefte weiße Linie bilden. Betroffen ist vorwiegend das Strahlhorn und das Horn der Weißen Linie. Beide Bereiche bestehen aus Weichhorn und sind für Fäulnisprozesse viel empfänglicher als das festere Harthorn von Wand und Sohle.
Das bedeutet, dass die Fäulnis verursachenden Keime (Pilze und Bakterien) als Erstes in diesen Bereichen zu Schäden führen, bekannt als Strahlfäule und der White Line Disease kurz WLD, Erkrankung der Weißen Linie.
Diese Fäulnisprozesse können sich auch über längere Trockenperioden aufrechterhalten, da bei der Hornzersetzung Schadstoffe entstehen, die wiederum Horn auflösen können. Dazu zählt z.B. der Schwefelwasserstoff mit dem typischen faul-Ei Geruch bei der Strahlfäule. Dies ist eine Art Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.
Lose Eisen, ausgebrochene Nägel
Bei den beschlagenen Pferden ist der Bereich des Tragrandes und die Weiße Linie über die gesamte Beschlagsperiode vom Eisen abgedeckt und kann nur beim Umbeschlagen vom Schmied kurz mitbehandelt werden. Das bedeutet, die schädigenden Keime haben während 6 bis 8 Wochen ungestört Zeit das Horn der Weißen Linie zu zersetzen und das, in für sie, optimalem Milieu, schön vom Eisen abgedeckt, feucht, warm, unter Luftabschluss und dem alkalischen pH-Wert aus der Stalleinstreu.
Mehrere Generationen Nagellöcher
Beim beschlagenen Pferd entstehen so besonders im Sommer Schäden in der Weißen Linie, bis hoch über den Nagelbereich. Begünstigt wird dies noch durch die Schwächung der Wand durch alte und die neuen Nagellöcher.
Im Nagelbereich stark ausgebrochene Hufwand. So ein Eisen hält nicht lange.
Ausbrechende Nägel, lose oder gar verlorene Eisen, an denen dann größere Teile der Hufwand hängen sind die Folge. Selbst ein guter Schmied hat hier kaum mehr die Möglichkeit, noch sinnvoll haltbare Nägel einzuschlagen. Beim erneuten Aufnageln reißen dann die Nägel in die alten Nagellöcher ein. Diese Nägel halten eigentlich nichts mehr. Ist ein Eisen erstmal lose, wird die Wand immer instabiler.
Ist kein sinnvolles Nageln mehr möglich, ist ein Klebeschuh oder Barhuflaufen angesagt.
Lose Eisen abnehmen
Jede neue Generation Nagellöcher schwächt die Hufwand. Grundsätzlich ist das kein Problem. Bei einem gesunden Huf wächst immer so viel Horn nach, das beim Umbeschlagen vom Schmied in neues tragfähiges Horn genagelt werden kann.
Wenn aber während der Beschlagsperiode wegen loser oder verlorener Eisen noch zusätzlich neue Nägel gesetzt werden müssen, verliert die Wand schnell an Stabilität.
Lockere Eisen, auch wenn sie nur geringgradig wackeln, zerstören sehr viel Horn, weil die Nägel durchs Rutschen des Hufes auf dem Eisen querbelastet werden, also die Nagellöcher seitlich stark ausweiten und so zu weiteren Rissen und Ausbrüchen führen. Ein loses Eisen gehört also zur Vermeidung weiterer Hornschäden schnellstmöglich wieder korrekt aufgenagelt oder eben abgenommen.
Auch Barhufer sind betroffen
Beim Barhufer gibt es natürlich keine Probleme mit der Nagelung, hier haben eher die Hufform, mechanische Werte und das Geläuf Einfluss auf die Hufstabilität. Die Vorgänge bei der Hornzersetzung durch Keime und Schadstoffe finden aber genauso statt.
Liegt der Fehler in der Pflege?
Sehr häufig werden solche Schäden als „zu trockene Hufe“ interpretiert, es wird einem geraten viel zu Wässern und danach zu Fetten. Leider auch genau falsch, denn das Wässern begünstigt die Fäulnisprozesse extrem.
Grundsätzlich sollte man solch geschädigte Hufe eher trocken halten, da die verursachenden Keime die Feuchtigkeit lieben. Zur Behandlung: keinerlei Fette oder Öle anwenden, diese schließen die Keime ein. Zum Säubern auch keine Seifen verwenden, auch keine Kernseife. Seifen sind alkalisch und fördern die Hornzersetzung.
Hier sollte definitiv nur der Keralit Huffestiger benutzt werden und das gut jeden zweiten Tag. Wichtig ist, den Festiger auf den weitgehend trockenen Huf aufzutragen, damit das Horn den Huffestiger auch gut aufnehmen kann. Wenn die Hufe vorher gewaschen werden, saugen Sie sich mit Wasser voll und nehmen weniger vom Huffestiger auf. Zum Reinigen vorher das Horn nur mit harter Bürste trocken abbürsten.
Ihr Hufbearbeiter sollte dann bei jedem Termin das defekte Horn, das in Fetzen daranhängt und keinerlei Tragfähigkeit hat, soweit möglich entfernen. Somit kommt man effektiver an die darunter liegenden geschädigten Bereiche.
Ursachen ausbrechender Hufe zusammengefasst
Hufe brechen also durch eine Vielzahl an Faktoren aus:
- Feuchtigkeit: In unseren Breitengraden kommen die Hufe der Pferde oft über längere Zeit mit Wasser in Kontakt, z.B. durch nasse Ausläufe, Koppeln und häufiges Abwaschen. Diese ständige Feuchte führt auf Dauer zu Fäulnisprozessen am Horn, insbesondere bei beschlagenen Pferden, da die Nässe lange unter dem Eisen bleibt.
- Fäulnisprozesse: Die Feuchtigkeit begünstigt die Fäulnisprozesse durch Bakterien und Pilze, die das Weichhorn der weißen Linie und des Strahls angreifen.
- Beschlag: Bei beschlagenen Pferden ist der Tragrand und die weiße Linie über die gesamte Beschlagsperiode vom Eisen abgedeckt, was die Ansammlung von Feuchtigkeit und schädlichen Keimen begünstigt. Alte und neue Nagellöcher schwächen die Hufwand zusätzlich.
Einen Hufwandbruch diagnostizieren
Die Diagnose eines Hufwandbruchs erfolgt meist durch Sichtprüfung des Hufes. Typische Symptome sind sichtbare Risse oder Absplitterungen der Hufwand, oft reichen die Schäden in der weissen Linie aber deutlich höher als auf Anhieb erkennbar ist. Ein erfahrener Hufschmied oder Tierarzt kann den Schweregrad des Hufwandbruchs genauer untersuchen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung empfehlen.