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Strahlfäule beim Pferd – Erkennen, behandeln und vorbeugen

Strahlfäule beim Pferd – Erkennen, behandeln und vorbeugen

Man hat sich fast daran gewöhnt. Nahezu 80 % unserer Pferde haben durch Strahlfäule geschädigte Hufe. Die Strahlfäule ist mit die am weitesten verbreitete Hufkrankheit. Manche Pferde haben nur kleine schwarze Bereiche tief im Grund der seitlichen Strahlfurchen. Diese Stellen verschwinden oft schon beim korrekten Ausschneiden.

Andere Pferde wiederum sind so stark betroffen, dass der Hufkratzer beim Auskratzen der Hufe regelrecht in der getrennten mittleren und den seitlichen Strahlfurchen versinkt und der Ballen in zwei Teile getrennt ist. An manchen Stellen liegt dann oft schon die Strahllederhaut offen. Dies bereitet dem Pferd Schmerzen.

In diesem Ratgeber informieren wir Sie über die Ursachen, Symptome und Auswirkungen von Strahlfäule beim Pferd. Zudem geben wir Tipps, wie Sie für einen gesunden Strahl bei Ihrem Pferd sorgen können.

Verursacher der Strahlfäule

Die Strahlfäule ist ein durch Mikroorganismen hervorgerufener Hornzersetzungsprozess. Bakterien und Pilze, meist in Symbiose, also, gemeinsam vorkommend, lösen dabei die Hornsubstanz enzymatisch wie mit einem Lösungsmittel auf. Die Enzyme der Keime zerstören dabei das im Horn vorkommende Gerüstprotein „Keratin“. Das schwefelhaltige Eiweiß „Keratin“ ist Hauptbestandteil des Hufhorns und für dessen Stabilität zuständig.

Bei dieser Hornzersetzung entstehen wiederum Schadstoffe, wie z. B. der Schwefelwasserstoff mit seinem charakteristischen Geruch nach faulen Eiern. Diese Zersetzungsprodukte können wiederum das Horn anlösen. Dadurch erhält man einen regelrechten Teufelskreis. Die Erkrankung erhält sich somit selbst aufrecht. Auch bei wochenlanger Tockenheit in den Sommermonaten.

Symptome und Anzeichen der Strahlfäule

Strahlfäule bei Pferden kann sich durch mehrere deutliche Symptome zeigen. Charakteristisch sind tiefe Strahlfurchen und ein fauliger Geruch, der aus dem Hufbereich strömt. Der Strahl erscheint dunkel und weist Hohlräume und Ritzen auf. Zudem wird das Strahlhorn weich und beginnt sich aufzulösen. Diese Symptome erfordern eine sofortige und gründliche Behandlung, um die Hufgesundheit des Pferdes zu sichern.

Auswirkungen von unbehandelter Strahlfäule

Die Folgen nicht oder falsch behandelter Strahlfäule sind schwerwiegender als allgemein angenommen. Nicht nur der unangenehme Geruch nach faulen Eiern oder bakterielle Infektionen wie eitrig-entzündete Hufabszesse, sondern auch eine schleichend, zunehmende Hufdeformation bringt die Strahlfäule mit sich.

Durch den Substanzverlust des zersetzten Strahlhorns wird der Hufstrahl immer kleiner und schmaler. Bei manchen Pferden kann man erkennen, dass die mittlere Strahlfurche bereits den Ballen zweiteilt. In chronischen Fällen führt der Substanzverlust irgendwann dazu, dass der Strahl auch auf weicherem Geläuf den Bodenkontakt verliert. Dadurch wird der Huf nicht mehr bei jedem Schritt geweitet, der Selbstreinigungseffekt fehlt. Die elastische Verformung des Hufes und damit die Durchblutung im Hufbereich nehmen ab.

Diese Vorgänge haben Einfluss auf die gesamte Hufmechanik. Der Huf wird zunehmend schmaler und länger. Dieses Bild sieht man leider recht häufig: Ein Vorderhuf, der in seiner Form eher einem Hinterhuf gleicht. Besonders beim jungen Pferd, solange auch der Huf noch wächst, verlaufen diese ungünstigen Formveränderungen sehr schnell. Eine Regeneration wiederum ist aufwändig und dauert sehr lange.

Anatomisch muss man sich dabei vorstellen, dass das Hufbein und das Strahlbein, also die Knochen im Inneren des Hufes, beim ausgewachsenen Pferd aber immer noch die gleiche Größe haben wie vor der Formänderung der Hornkapsel. „Der Schuh wird also zu eng“.

Wie entsteht Strahlfäule bei Pferden?

Die Hornzersetzung beginnt oft in Box und Offenlaufstall. Der aus dem Harnstoff des Urins des Pferdes entstehende Ammoniak (stechender Geruch beim Misten) ist mit Hauptursache. Ammoniak ist gasförmig, leichter als Luft und steigt durch die Matratze und die Einstreu nach oben. Ammoniak schädigt nicht nur die Hufe, sondern auch die Haut (Mauke) und ganz besonders die Atemwege (Husten). Das Ammoniak-Urin Gemisch zerstört chemische Bindungen (Schwefelbrücken) im Keratin und schädigt somit ganz besonders das Strahlhorn und das Horn der Weißen Linie. Verantwortlich dafür ist vor allem der alkalische pH-Wert der Schadstoffmischung. Dieses Milieu kommt den Schädlingen, also den Pilzen und Bakterien, sehr zu Gute.

Die Strahlfäule-Keime fühlen sich wohl, können sich vermehren und das chemisch vorgeschädigte Horn leicht verdauen. Sie bekommen also durch eine ungenügende Boxenhygiene regelrecht den idealen Nährboden vorbereitet. Bei der „White Line Disease“ finden nahezu die gleichen Vorgänge statt. Das Strahlhorn und das Horn der Weißen Linie sind vom Typ Weichhorn und daher genau auf diese Schadstoffe sehr empfindlich. 

Was hilft gegen Strahlfäule beim Pferd?

Tipps und Tricks zur Behandlung von Strahlfäule

Um Strahlfäule zu behandeln, sollte zunächst der Schmied oder Hufpfleger herangezogen werden. Anschließend erfolgt die Behandlung täglich durch den Pferdebesitzer.

Wichtige Maßnahmen, um Strahlfäule zu behandeln, sind:

  • Hufe sehr sauber ausschneiden lassen. Dabei sollte man Taschen und Kavernen in den Strahlfurchen soweit möglich vorsichtig freilegen. (ACHTUNG: Blutige Strahlfäule bis auf die Lederhaut ist definitiv vom Tierarzt zu behandeln.)
  • Tägliches Auskratzen der Hufe, besonders auch vor dem Reiten bzw. Koppelgang ist sehr wichtig, damit Luft an die geschädigten Bereiche kommt. Kanten am Hufkratzer abrunden, damit keine Verletzungen entstehen.
  • Auf Hygiene in Stall und Ausläufen sollte man achten. 
  • Bei fortgeschrittener Strahlfäule sollte täglich behandelt werden. Dabei „trocken“ reinigen, indem man einen kleinen Lappen um einen stumpfen, flachen Holzspatel legt und mit diesem die mittlere und die seitlichen Strahlfurchen mehrfach auswischt. So oft, bis kein stinkender Schmutz mehr am Lappen hängt. Diesen dabei öfters wechseln. Dadurch entfernt man mechanisch einen GroĂźteil der Keime. Dieser Vorgang trägt ganz wesentlich zum raschen Behandlungserfolg bei.

Expertentipp: Als Präparat zur Behandlung ist Wasserstoffperoxid, Jodoformäther und Blauspray veraltet und nicht mehr das Mittel der Wahl.

Mittel gegen Strahlfäule

Keralit Undercover – bei Pferden, die viel im Nassen stehen

Keralit Undercover wird auch gerne zur Behandlung und vorbeugend bei Hornzersetzung im Strahlbereich verwendet. Hier ist es besonders gut für Pferde in Offenstall- bzw. bei Koppelhaltung geeignet, da es über viele Tage in den Strahlfurchen verbleibt und auch bei nasser Witterung in den Strahlfurchen haftet. Eine tägliche Behandlung ist daher nicht nötig.

Keralit Strahl-Liquide – bei Pferden, die eher trocken stehen

Bei Pferden, die eher trocken stehen, eignet sich das Keralit Strahl-Liquide sehr gut. Denn es unterbindet insbesondere die o.g. enzymatischen Prozesse. So wird die Hornstruktur stabilisiert und fĂĽr Keime unverdaulich gemacht. Ebenso entsteht ein Milieu, welches eine weitere Vermehrung der Keime sicher verhindert.

Das Präparat wird nach der mechanischen Reinigung nur tropfenweise in die Strahlfurchen gebracht und verteilt. Diese Prozedur (trockene Reinigung, dann Keralit Strahl-Liquide) sollte man ca. fünf bis sieben Tage einmal täglich durchführen.

Im Allgemeinen tritt bereits nach einigen Tagen eine deutliche Besserung auf, die Behandlungsintervalle können dann auf jeden zweiten Tag verlängert werden. Nach der Pflege sollte das Pferd ca. 15 bis 20 Minuten im Trockenen bleiben. Vorbeugend genügt schon eine einmalige Anwendung pro Woche.

Sehr wichtig ist eine regelmäßige Strahlfäulebehandlung bis zur vollständigen Regeneration.

Wie beuge ich Strahlfäule vor?

Was Strahlfäule-Keime lieben

Die schädigenden Keime sind Anaerobier. Sie mögen es feucht, warm und dunkel unter Luftabschluss und ein alkalisches Millieu. Leider bieten wir diese Zustände nahezu alle, besonders gut bei beschlagenen Pferden in Boxenhaltung. Im Sommer bieten Beschläge mit Platten und Silikon-Einlagen den Keimen einen optimalen Nährboden.

Was Strahlfäule-Keime hassen

Strahlfäule-Keime mögen dagegen nicht den Hufschmied, Licht, Luft, Trockenheit, saubere Einstreu sowie eine eher leicht saure Umgebung, die mit einer regelmäßigen Hufpflege durch Produkte wie z.B. Keralit Strahl-Liquide und Keralit Undercover gegeben wird.

Für gesunde Hufe sollte man auf eine gute Boxen- bzw. Paddockhygiene achten und das Pferd regelmäßig misten und abäppeln. Keine Matratzenhaltung. Das Auskratzen sollte zur täglichen Hufpflege dazu gehören. Eine ausreichende Bewegung des Pferdes regt den Hufmechanismus und somit die Durchblutung des Hufs an. Dies ist für die Neubildung an gesundem Strahlhorn sehr wichtig.

Das richtige Futter, um Strahlfäule vorzubeugen, gibt es leider nicht, da Strahlfäule, wie oben bereits beschrieben, vielmehr ein haltungsbedingtes Problem ist. Huffäule kann nicht über zusätzlich gefütterte Präparate behandelt werden, da der Huf aus „totem Zellmaterial“ besteht und nicht in Verbindung mit dem Blutkreislauf steht. Durch Zusatzfutter kann lediglich ein Nährstoffmangel ausgeglichen werden. Hier kann bei einem Mangel die Hornproduktion wieder angekurbelt werden, was dazu führt, dass geschädigte Bereiche schneller auswachsen können.

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