Ein gesunder Hufmechanismus ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes. In diesem Ratgeber erfahren Sie, was der Hufmechanismus ist, wie er funktioniert und welche wichtige Rolle er für die Gesundheit Ihres Pferdes spielt.
Was ist der Hufmechanismus?
Das normale, ausgewachsene, mittelschwere Warmblutpferd wiegt etwa 500 bis 600 kg. Diese Last wird von den vier Hufen getragen, wobei im Trab nur zwei Hufe gleichzeitig belastet werden. Durch die Geschwindigkeit der Bewegung erhöhen sich die Kräfte und Spannungen im Huf um ein Vielfaches. Zusätzlich erhöhen ein unebener Boden und das Gewicht des Reiters die verformenden Kräfte. Beim Galopp auf hartem Boden oder der Landung nach einem Hindernis können kurzzeitig bis zu 30.000 N (3000 kg) auf einem Huf lasten.
Ein gesunder Hufmechanismus, ob bei beschlagenen oder barhufigen Pferden sorgt dafür, dass sich der Huf bei Belastung dehnt und bei Entlastung wieder zusammenzieht. Diese elastischen Verformungen reduzieren die am Huf auftretenden Spannungsspitzen unter den Wert einer Schädigung. Ebenso werden Stöße auf die darüberliegenden Bänder, Sehnen und Gelenke reduziert. Sollte die Fähigkeit des Hufes, sich auszudehnen, behindert sein, entstehen Spannungen, die zu Rissen im Horn führen können. Die Stöße beim Auftreten werden dann nicht mehr ausreichend abgedämpft und können Sehnen, Bänder und Gelenke vermehrt belasten.
 Abb.1: elastische Verformungen der Hornkapsel durch den Hufmechanismus
Einfluss der Hufform
Die Hufform beim Pferd hat großen Einfluss auf den Grad der elastischen Verformung der Hornkapsel und somit auch auf den Hufmechanismus. Flache, weite Hufe haben einen größeren Hufmechanismus als schmale, steilere Hufe.
Dies ist auf den unterschiedlichen Winkel der Hufwände zurückzuführen. In einer steileren Wand werden die hufverformenden Kräfte bei Belastung weitgehend geradlinig als Druckkräfte weitergeleitet. Bei flachen, weiten oder leicht konkav verlaufenden Hufwänden treten zusätzlich Biegespannungen und Kippmomente auf, die die Hufweite erhöhen. Oft auch unphysiologisch hoch. Beide Extreme sind ungünstig für Horn, Huf und Gelenke.
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Hufform und die Fresshaltung
Wird Heu oder Gras vom Boden gefüttert und natürlich auch auf der Koppel, stehen die Pferde täglich über Stunden immer gleich da und das schon vom Fohlenalter an. Da der Hals bei der Futteraufnahme vom Boden im Verhältnis zu den Vorderbeinen zu kurz ist, werden die Vorderbeine auseinandergestellt.
- Variante I: Eine Art Schrittstellung. Das Pferd stellt ein Bein zurĂĽck, das andere weit nach vorne. Dies fĂĽhrt zu einem steilen, schmalen Huf (der nach hinten gestellte Huf) und zu einem flachen, weiteren Huf mit niedrigen Trachten (der nach vorne gestellte Huf).
- Variante II: Das Pferd nimmt vorne eine spagatähnliche Haltung ein. Diese Haltung führt symmetrisch zu einer inneren steilen Wand und einer äußeren flacheren Wand.
Der flache weitere Huf hat immer den größeren Hufmechanismus als ein schmaler steilerer Huf. Ein Huf mit einer steilen und einer weiten Wand hat also theoretisch innen und außen zwei verschiedene Werte an Hufmechanismus. Das kann man an den Scheuerstellen auf dem Hufeisen erkennen.
Die genannten Fressgewohnheiten sind schon beim Fohlen zu beobachten und werden oft das ganze Leben beibehalten. Etwas Abhilfe schafft hierbei das Füttern aus einer höheren Futterraufe. Und natürlich das konsequente Gegensteuern des Hufbearbeiters. Die jetzige Hufform und Funktion ist somit ein Produkt seiner Genetik, der Lastfälle und Umweltbedingungen.
Barhuf oder Beschlagen
Unbeschlagene Hufe besitzen einen natürlichen Hufmechanismus, da die Hufe sich bei Belastung frei verformen können. Dies ist besonders vorteilhaft auf weichem und unebenem Gelände, wo der Huf optimal greifen kann. Barhufpferde haben häufig weniger Probleme mit Hufdeformationen und genießen eine bessere Stoßdämpfung durch den natürlichen Hufmechanismus. Weiterhin haben sie die Möglichkeit kleinere Unebenheiten im Geläuf durch die elastische Verformung des Hufes vertikal auszugleichen. Das Pferd kann auch während dem Auftreten den Untergrund ertasten. Ein mit Eisen beschlagene Huf kann das nur bedingt.
Hufeisen dagegen bieten zusätzlichen Schutz und Stabilität, insbesondere bei Pferden, die auf harten oder steinigen Böden laufen. Hufeisen können verhindern, dass sich die Hufe zu stark abnutzen und bieten zusätzlichen Halt. Sie sind oft notwendig für Pferde mit bestimmten Hufproblemen oder intensiver sportlicher Belastung. Allerdings können die Hufeisen bei beschlagenen Pferden den natürlichen Hufmechanismus einschränken bzw. verändern.
Größe des Hufmechanismus
Die durch den Hufmechanismus stattfindende Hufverformung nimmt von der Zehenmitte bis hinten an die Trachen beinahe linear zu. Diese elastische Verformung des Hufes beträgt beim Be- und Entlasten mehrere Millimeter. Hier lässt sich keine genaue Zahl nennen. Das hängt grundsätzlich vom Gewicht des Pferdes, dem Geläuf, der Hufform, der Stellung, sogar von der Hornfeuchte und der Temperatur ab. Auch Vorder- und Hinterhufe unterscheiden sich stark. Allgemein haben Barhufer auch nicht immer einen größeren Hufmechanismus als beschlagene Pferde.Â
Als Beispiel: Ein Barhufer auf einer Teerstraße geritten, hat an den Vorderhufen einen kleineren Hufmechanismus als das gleiche Pferd mit Eisen beschlagen (mit 1 Zehenkappe). Denn der Huf rutscht auf dem blanken Eisen leichter als auf dem rauen Teerboden. Die Hufnägel in der Hornwand stören dabei wesentlich weniger als allgemein angenommen.
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Abb.2: Abnutzung des Eisens durch den Hufmechanismus
Tipps fĂĽr einen guten Hufmechanismus
Ein gut funktionierender Hufmechanismus ist mit essenziell für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes. Achten Sie auf regelmäßige Hufpflege, geeignete Haltungsbedingungen und die richtige Entscheidung zwischen Barhuf oder Beschlag. Eine Umstellung zum Barhufer sollte nicht ewig dauern, hören Sie hier auf Ihr Pferd. Bei Fragen oder Problemen sollten Sie immer einen erfahrenen Hufbearbeiter oder Tierarzt zu Rate ziehen.