Abgetretene Hufeisen können immer wieder vorkommen. Fast immer betrifft es eines der Vordereisen. Grundsätzlich ist das kein Problem, solange die Hornsubstanz der Hufwand dabei nicht stark geschädigt wird und das Pferd sich nicht zusätzlich verletzt. Der Schmied richtet das Eisen wieder gerade aus und nagelt es in die alten Nagellöcher auf. Reißt sich das Pferd dabei aber Hornstücke aus der Wand, gestaltet sich das Aufnageln schwieriger. Ursachen, Gründe und Tipps zur Vermeidung können Sie im Folgenden lesen.
Unter den Pferden gibt es auch Spezialisten, die sich regelmäßig Eisen abtreten. Dies ist für alle offensichtlich mit Unannehmlichkeiten verbunden. Sollte das Eisen auf der Koppel verloren gehen, ist es wichtig, dass es umgehend wiedergefunden wird. Es besteht sonst die Möglichkeit, dass das verlorene Eisen mit den Nägeln und dem Aufzug nach oben zeigend im Gras liegt. Tritt hier ein Pferd hinein, kann das einen Nageltritt, Hufabszess oder auch schwerere Verletzungen zur Folge haben. Grundsätzlich sollte ein verlorenes Eisen möglichst wieder aufgenagelt werden, um weitere Schäden an der Hornwand zu vermeiden.
Ursachen des Eisenabtritts
Der Verlust des Eisens kann viele Ursachen haben. Tritt ein Pferd unerwartet auf eine Unebenheit, macht einen ungeschickten Sprung oder rutscht plötzlich auf matschigem Boden kann es schnell passieren, dass ein Eisen verloren geht. Manche Pferde sind durch ihre Anatomie, z. B. einen kurzen Rücken, eher betroffen, sich ein Eisen abzuziehen als andere Pferde. Meist kann in solchen Fällen auch der beste Beschlag den Verlust des Eisens nicht verhindern.
Das klassische Abtreten des Eisens mit einem Hinterhuf
Beim klassischen Abtreten des Eisens greift ein Hinterhuf in das Vordereisen – entweder seitlich in die Garnitur des Eisens (das geht auch in der Box) oder in den Überstand des Eisens am Schenkelende. Das passiert schnell beim Rumbocken oder im Galopp. Es handelt sich hierbei um einen rein mechanischen Vorgang.
Mögliche Maßnahmen zur Vermeidung
- Dicke, schwere Hufglocken: Diese füllen den Raum zwischen Trachtenwand, Hufballen und dem Schenkelende des Eisens. Passende Hufglocken sitzen locker über dem Kronrand und stören das Pferd kaum.
- Passende Ballenschoner aus Gummi oder Neopren: Ballenschoner für Pferde werden vor einem Turnierstart eng über die Ballen bis runter zum Eisen gezogen. Ballenschoner sind jedoch nicht für eine Stunde Weidegang gedacht, da sie recht fest an Huf und Ballen klemmen.
- Hufeisen tapen: Zum Schutz der Hufeisen füllt man den Zwischenraum zwischen Trachtenwand, Hufballen und den Schenkelenden des Eisens mit viel Klebeband auf. In der Not kann auch das helfen. Tipp: Hufe vorher nicht fetten.
Die Maßnahmen 1. & 2. stellen auch einen guten Schutz zur Verhinderung von Verletzungen durch einen Ballentritt dar.


Änderungen am Beschlag
Elegantere Lösungsansätze sind Veränderungen des Abfußungsverhaltens . Zum Beispiel durch kürzere Zehen, steilere Hufe und mehr Zehenrichtung – jedoch ausschließlich in anatomisch korrektem Rahmen. Auch kürzere Schenkelenden können helfen. Hier muss der Schmied entscheiden, wie viel Unterstützungsfläche im Trachtenbereich unbedingt erforderlich ist. Auch breitere Schenkelenden, Stege oder eine Platte mit Strahlunterstützung und Silikoneinlage bieten die Möglichkeit, die Abfußung auf weichem Untergrund positiv zu verändern und somit das Eisenabtreten zu verhindern. Auch schwerere Eisen können helfen, da dadurch das Abfußen mit mehr „Knieaktion“ erfolgt. Sprechen Sie mit Ihrem Hufschmied über diese Möglichkeiten.
All das sind Lösungsansätze, die im Einzelnen oder auch in Kombination getestet werden müssen.
Eine mangelhafte Fixierung des Eisens am Huf
Ausgeleierte Nagellöcher, ein bereits wackelndes Eisen, brüchige und lose Hornwände, White Line Disease und im ungünstigen Fall eine Kombination aus allem kann zu einer mangelhaften Fixierung des Eisens am Huf führen. Die Hufnägel und die Zehenkappen müssen die Kräfte vom Beschlag auf den Huf übertragen, die das Pferd beim Laufen, Drehen, Stoppen, Bocken, Springen usw. vom Boden aufnimmt. Diese Kräfte können sehr groß werden. Bei der Landung nach einem Sprung lasten beispielsweise kurzzeitig bis zu 3000 kg auf einem Huf.
Ein bereits wackelndes Eisen stellt hier keine stabile Verbindung mehr dar. Geht ein Eisen verloren, gibt es meist größere Ausbrüche und Hornwandschäden. Das ist kein Abtreten des Eisens, sondern ein Verlust wegen mangelnder Stabilität der Hufwand.
Abb. 3: Hornwandschäden durch WLD und mehrfaches Aufnageln
Maßnahmen:
Bei einer mangelhaften Fixierung durch eine brüchige Hornwand helfen keine Hufglocken, Ballenschoner oder ein Tapen der Hufeisen. Hier ist eine Verbesserung der Hornqualität erforderlich, z.B. durch die Verwendung des Keralit Huf-Festigers. Das Reiten mit lockeren Eisen sollte möglichst vermieden werden, da dies die Hufwand extrem schädigt. Auch hier sollte schnellstmöglich der Hufschmied kontaktiert werden. Das Bewegen des Pferdes ohne das Hufeisen kann dazu führen, dass die Wand ausbricht oder das Pferd sehr fühlig wird und dadurch klamm läuft. Im besten Fall sollte das Pferd nur vorsichtig auf weichem Geläuf oder gar nicht bewegt werden.
Die Rolle des Hufschmiedes
Der Hufschmied hat die Aufgabe ein Pferd so zu beschlagen, dass das Eisen über die gesamte Beschlagsperiode korrekt sitzt, das Pferd gesund bleibt und die Hornsubstanz erhalten bleibt. Darüber hinaus ist es oft notwendig, Fehlstellungen zu korrigieren oder zumindest erreichte Korrekturen zu erhalten. Unter Umständen können Korrekturen nur Schritt für Schritt über mehrere Beschlagsperioden hinweg erfolgen.
Die Physik spielt eine große Rolle
Pferde mit langer Zehe und niedrigen Trachten benötigen zur optimalen Lastverteilung einen deutlich längeren Überstand der Schenkelenden an den Trachten als Pferde, die eher steiler stehen. Allein aus physikalischen Gründen treten Pferde mit langen Zehen die Eisen leichter ab als Pferde mit normalem Zehenwandwinkel.
Pferde mit langen Zehen und niedrigen Trachten können nicht so schnell abfußen, d.h. vom Boden abheben. In manchen Situationen, z.B. nach einem Sprung oder beim Bocken auf einer matschigen Koppel, ist der Hinterhuf bereits nach vorne geführt, bevor der Vorderhuf abheben kann. Helfen kann in diesem Fall – soweit möglich – eine deutliche Verkürzung der Zehe mit guter Zehenrichtung. Inwieweit hier noch Potenzial vorhanden ist, muss der Schmied entscheiden. „Der beste Beschlag nützt nichts, wenn er im Dreck liegt.“ Somit ist der gesamte Hufbeschlag mit Kompromissen behaftet. Oftmals lässt sich bereits eine Verbesserung erzielen, wenn die Beschlagintervalle deutlich kürzer gewählt werden, da sich die Belastungsverhältnisse und die Hufform besonders gegen Ende der Beschlagsperiode deutlich verschlechtern.
Anatomie der Pferde
Darüber hinaus sind junge Pferde während der ersten Beschlagsperioden anfälliger für das Eisen Abtreten. Ihnen fehlt noch die Koordination, um mit den neuen Gewichtsverhältnissen an den Beinen umzugehen. Häufige Kandidaten sind auch kurze Pferde mit langen Beinen, die sehr weit nach vorne greifen können.
Auch die Vorstellung des Pferdes bei einem guten Physiotherapeuten kann helfen. Häufig verhindern Blockaden im Rücken, Schulter-Hals-Bereich oder ein blockiertes Brustbein koordinierte Bewegungen.
Natürlich ist auch der Pferdebesitzer selbst gefordert, den Sitz der Eisen regelmäßig zu kontrollieren.